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Was tun bei Personalmangel? – Handlungsschritte nun konkreter und verständlicher

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Beim Notstand schneller, besser und gerechter handeln: Daran arbeiten die Protestantischen Kitas in Ludwigshafen und Altrip, die im Verbund zusammengeschlossen sind. Die Kita Oberlin in Ludwigshafen-Oppau verfügt als Erste über ein überarbeitetes Konzept, das über die vom Land verlangten Pläne hinausreicht. Kita, Eltern und Träger haben daran mitgewirkt haben. Alle Einrichtungen im Kita-Verbund sollen diesem Beispiel folgen.

Wenn Personal ausfällt, muss eine Kita handeln. Zum Beispiel werden Gruppen zusammengelegt, manche Aktivitäten gestrichen oder die Betreuungszeiten verkürzt. Ein Handlungsplan regelt, was zu tun ist – abhängig davon, wie viele Mitarbeitende ausfallen. Jede Kita muss so einen Plan erstellen und beim Landesjugendamt einreichen.

Dieser Handlungsplan half der Kita Oberlin im Januar nicht. Rückblick: Die Corona-Krankheitswelle schwappte damals in die Kitas, Personal fiel aus. Die Kita Oberlin erwischte es besonders heftig. Von 85 Kindern konnten nur 20 in einer Notgruppe betreut werden. Aber wie eine Auswahl treffen? Das verbliebene Personal versuchte eine Lösung zu finden, war aber für solch einen Notstand nicht geschult. Zudem ließ der Handlungsplan zu viel Spielraum. Zunächst wurden Kinder betreut, die am Tag zuerst in die Kita kamen, bis alle 20 Plätze belegt waren. Später wurden die Plätze in der Notgruppe verlost.

Es folgte Protest von Eltern. Der Kita-Träger nahm die Kritik sehr ernst. „Die verfügbaren Plätze sind nicht gerecht verteilt worden“, räumt der Gesamtleiter des Kita-Verbunds, Frank Wolf, ein. Charlotte Jöckel, Vorsitzende des Oberlin-Elternausschusses bemängelt außerdem, dass der alte Handlungsplan zu fachsprachlich und für Laien nicht verständlich war: „Bei Eltern gab es viele Fragezeichen.“

Das hat sich nun geändert. Kita, Träger und Eltern setzen sich zusammen und schäften den Handlungsplan. Susan Wagner, Pädagogische Gesamtleiterin des Kita-Verbunds, lobt den Prozess als „sehr konstruktiv“. Neu ist, dass Mitarbeitende bei Personalmangel nicht mehr auf ihre Fortbildungen sowie Vorbereitungszeiten verzichten müssen. Gesamtleiter Wolf weiß, dass Fortbildungen für Mitarbeitende wichtig sind und motivierend wirken. Das bedeute für kurzfristig eine angespanntere Lage, aber führe langfristig zu mehr Betreuungssicherheit, weil Personal nicht abwandert. Auch Eltern sind Fortbildungen der Fachkräfte wichtig. „Die Qualität in der Kita verbessert sich“, sagt Charlotte Jöckel.

Der überarbeitete Handlungsplan genügt nun fachlichen Ansprüchen, ist ebenso für Eltern verständlich. Zudem hat der Oberlin-Elternausschuss den Plan in einer Grafik dargestellt. Für alle ist nun klar, was bei Personalmangel passiert – Schritt für Schritt.

Darüber hinaus erstellte die Kita Oberlin eine Liste, welche Kinder bei sehr hohem Personalausfall Vorrang für einen Platz in einer Notgruppe haben. Faktoren sind unter anderem die Berufstätigkeit der Eltern, die Familiensituation und der Förderbedarf eines Kindes. Frank Wolf betont, dass nicht nur die Situation der Eltern eine Rolle spielt, sondern ebenso die Bedürfnisse der Kinder. Dazu gehören Mädchen und Jungen, die vom Jugendamt betreut werden. Klar ist auch: Hält ein Notstand länger an, kommen die Familien zum Zug, die zunächst zurückstecken müssen. „Wir haben versucht, alles in eine gute Reihenfolge zu bringen“, sagt die Pädagogische Gesamtleiterin Wagner. Elternvertreterin Jöckel setzt bei Notstand auch auf die Solidarität unter den Eltern, dass sie sich gegenseitig stützten und absprechen, wer wann dringend die Kita-Betreuung benötigt.

Der überarbeitete Handlungsplan und die „Listen-Lösung“ bei einem Notstand ist für Eltern, Kita-Mitarbeitende und Kita-Träger ein sehr gutes Ergebnis, versichern sie. In diesen Prozess steigen nun die übrigen Einrichtungen ein. „Die Kitas im Verbund sind individuell, aber sie können auf dieser Struktur aufbauen“, so Frank Wolf.

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