Bewegung und Selbstbestimmung stärken: Das sind die wesentlichen Ziele des Projekts „Mit Kindern in Bewegung kommen – Kinder planen Bewegungsbaustellen“. Es wird gerade in allen 20 Einrichtungen des protestantischen Kita-Verbunds Ludwigshafen umgesetzt. Auch in der Kita „Kibitop“ in Ludwigshafen-Maudach hat ein Kindergremium beraten, geplant und entschieden, was für 2.000 Euro aus den Projektmitteln angeschafft werden soll. Diese Summe steht jeder Verbund-Kita für Spielgeräte zur Verfügung, die für mehr Bewegung sorgen sollen. Das Projekt wird möglich durch eine Förderung von 90.000 Euro aus dem „Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit“ des Bundesfamilienministeriums.
Eine Bewegungsbaustelle besteht aus einfachen Bauteilen wie Kästen, Brettern oder Rohren. Kinder können die Bauteile selbstständig und immer wieder neu kombinieren, um einen Hindernis-Parkour zu schaffen. In jeder Verbund-Kita haben die Mädchen und Jungen selbst bestimmt, aus welchen Bauteilen ihre Bewegungsbaustelle bestehen soll. Besser gesagt übernahm das stellvertretend für die Kita-Kinder ein Kindergremium. Die Abgeordneten wurden demokratisch gewählt, so auch in der Kita „Kibitop“. Die 50 Mädchen und Jungen hatten unter sich sechs Vertreterinnen und einen Vertreter bestimmt: Merle, Lennya, Zeynep, Gustaf, Lara, Esila (alle fünf Jahre) und Leonie (drei Jahre).
Bis zum Jahresende entstehen in den 20 Einrichtungen individuelle Bewegungsbaustellen – passend für die jeweiligen Kinder. Das Projekt ist für alle Ergebnisse offen. Das „Kibitop“-Kindergremium entschied sich schließlich nicht für eine Bewegungsbaustelle, sondern für Fahrzeuge – und das aus einem guten Grund. Bislang gibt es für das Außengelände nur ein einziges Dreirad, das äußerst begehrt ist. Der Clou: Ein Kind tritt und kann ein anderes auf dem Beifahrersitz mitnehmen. „Alle wollen das große Fahrzeug und es gibt immer Streit“, verrieten die Kinder aus dem Gremium bei einem Termin mit Presse und Politik am 22. November.
Das Kindergremium überlegte, beriet und suchte in Katalogen für Spielgeräte nach der passenden Lösung. Die Kita schafft nun vier weitere robuste Dreiräder mit Mitfahrgelegenheit und einen Tretroller an. „Es war schön, etwas auszusuchen“, waren sich die Abgeordneten einig und auch darüber, dass ihre Erzieherinnen und Erzieher etwas ganz anderes ausgewählt hätten. „Kinder wissen am besten, was sie brauchen“, sagte Sabrina Wöhlert, die die pädagogische Gesamtleitung im Verbund innehat.
Parlamentarier loben Nachwuchs
Über das Projekt und das Kinderparlament in der Kita „Kibitop“ informierten sich zwei echte Parlamentarier: Die Bundestagsabgeordneten Armin Grau (Grüne) und Christian Schreider (SPD) aus Ludwigshafen lobten die Arbeit der jungen Abgeordneten und dass die Fördergelder sinnvoll und nachhaltig eingesetzt werden.
Christian Schreider findet es großartig, dass die kleinen Abgeordneten von der Idee bis zur Bestellung der Fahrzeuge alles gemeinsam in die Wege geleitet haben: „Das ist gelebte Demokratieförderung – und das von klein auf! Kinder und Jugendliche haben ein Recht auf Beteiligung – was auch im Artikel 12 der UN-Kinderrechtskonvention festgehalten ist. Das Zukunftspaket des Bundes bietet den perfekten Rahmen. Hier zeigt sich die Umsetzung des Rechts auf Mitsprache und Mitbestimmung besonders gut“
Auch Armin Grau zeigte sich beindruckt: „Ich gratuliere den Evangelischen Kitas herzlich zu diesem gelungenen Projekt. Bewegung ist etwas ganz elementares, macht Spaß, fördert und erhält Gesundheit. Erziehung zu Bewegung ist wichtiger Bestandteil von Gesundheitsförderung und Prävention vieler Krankheiten; und das muss schon in der Kindheit beginnen. Viele Kinder leben in beengten Wohnverhältnissen, da ist es so wichtig, dass sie in den Kitas Bewegung fördern. Bei dem Projekt geht es aber auch um Teilhabe, Kreativität und Selbstbestimmung.
Pfarrer Frank Wolf, theologischer Gesamtleiter des protestantischen Kita-Verbunds, verwies auf das grundlegende Projektziel: „Wir wollen, dass Kinder so viel wie möglich selbst entscheiden.“ Während der Corona-Pandemie habe Kindern die Erfahrung gefehlt, selbstwirksam zu handeln. Das Projekt sei hier ein Ausgleich, stärke die Eigenverantwortung, erklärte Wolf. Zudem werde die Mitbestimmung der Kleinen vorangebracht und als Qualitätsstandard in den protestantischen Verbund-Kitas gefestigt.
Fachkräfte für Kinderperspektive kommen gut an
Das Projekt umfasst auch die Fortbildung von Pädagogen zu Fachkräften für Kinderperspektive. Sie lernen, wie sie Kinder nach ihren Bedürfnissen und ihrer Meinung fragen und wie sie die Jungen und Mädchen gut begleiten, um zu einer Entscheidung zu kommen. In der Kita „Kibitop“ übernahmen das Patricia Reck und Stephan Iwanuschka. Die jungen Angeordneten waren mit beiden sehr zufrieden. „Sie haben gut zugehört“, meinten die Kinder.
Dank der Fördergelder wird eine Erzieherin von ihren gewöhnlichen Aufgaben während der Projektdauer freigestellt, um das Vorhaben zu leiten. Sie unterstützt die Fachkräfte für Kinderperspektive, vernetzt die Kitas untereinander und leistet Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit.
Erfolg wird gefeiert
In der Kita „Kibitop“ werden die großen Pakete mit den neuen Fahrzeugen heiß ersehnt. Wenn sie da sind, will die Kita ihren Projekterfolg mit einer Party feiern und die Anschaffungen einweihen. Noch etwas hat das Kindergremium entschieden: Auf der Party soll es ein Feuerwerk geben.