Der Verbund Protestantischer Kitas im Protestantischen Kirchenbezirk Ludwigshafen freut sich über eine Förderung von 90.000 Euro. Sie kommt aus dem Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Damit können die 20 Verbund-Kitas das Projekt „Mit Kindern in Bewegung kommen – Kinder planen Bewegungsbaustellen“ umsetzen. Es fördert nicht nur Bewegung, sondern auch Selbstbestimmung und viele weitere Fähigkeiten der Kinder. Grundlegende Projektziele bestehen für den Kita-Verbund darin, die Teilhabe der Mädchen und Jungen voranzubringen und als Qualitätsstandard zu festigen. Dieses Vorhaben gehört zu den 270 Projekten unter mehr als tausend Bewerbungen, die in der ersten Förderrunde unterstützt werden.
Bewegungsförderung in Kitas immer wichtiger
Viele Familien leben in Ludwigshafen in sehr beengten Wohnungen und meist sind beide Elternteile berufstätig, wodurch die Kinder den Großteil ihres Tages in der Kita verbringen. Ernährung, Tischkultur, soziales Miteinander, aber auch Bewegung finden vor allem in den Einrichtungen statt. Zudem hat die Pandemie Spuren hinterlassen: zu wenig Bewegung, zu wenig Spiel und Spaß mit anderen – Kinder waren in der Ausübung ihrer Rechte eingeschränkt.
Mit dem Bewegungsbaustellen-Projekt will der protestantische Kita-Verbund gegenwirken. „Dank der hohen Fördersumme können sich die Kitas in unserem Verbund in diesem Jahr den Themen Bewegung und Mitbestimmung besonders widmen“, erklärt Frank Wolf, Gesamtleiter des protestantischen Kita-Verbunds.
Kinder bauen sich ihren Spielplatz selbst
Natürlich können die Mädchen und Jungen in den Kitas toben, vor allem in Turnräumen und auf dem Außengelände. Hier gibt es eine Grundausstattung an Elementen, die Bewegung anregen. Bewegungsbaustellen sollen dies ergänzen.
Das Besondere an einer Bewegungsbaustelle: Sie besteht aus einfachen Bauteilen und kann von den Kindern selbstständig immer wieder neu gestaltet werden. Aus Holz- und Getränkekisten, Brettern und Rundhölzern, Bällen, Rollbrettern, Abflussrohren, Turnbänken, Matten oder Pappkartons errichten sich die Kinder einen Hindernis-Parkour. Sie können Tunnel bauen, Balancier-Strecken oder Rutschen. Dies fördert ihre Fantasie, Kreativität, das Miteinander – und natürlich Bewegung.
Mitbestimmung und Demokratie in eigenem Alltag erleben
Das Entscheidende im Projekt: In jeder Einrichtung bestimmen die Mädchen und Jungen selbst, aus welchen Bauteilen ihre Bewegungsbaustelle bestehen soll. „Kinder haben das Recht, ihre eigenen Belange – soweit sie dies können – zu regeln und damit auch ihre Kita aktiv mitzugestalten“, erklärt Pfarrer Frank Wolf und betont: „Das Thema Kinderrechte ist in unserem protestantischen Kita-Verbund fest verankert. Durch das Projekt rückt es noch stärker in den Fokus: Kinder lernen ihre Rechte kennen und wie sie damit umgehen.“
Praktisch wird dies so umgesetzt: Jede Kita-Gruppe bestimmt ein paar Mitglieder für einen Kinderrat, der sich in jeder einzelnen protestantischen Kita bildet. Wichtig ist, dass nicht nur die älteren Kinder entsendet werden und ihre Stimmen einbringen. Der Kinderrat plant dann, welche Bauteile für die Bewegungsbaustelle angeschafft werden. Pro Kita stehen dafür 2.000 Euro aus den Projektmitteln bereit. Die Pädagoginnen und Pädagogen unterstützen die Kinder in dem demokratischen Prozess lediglich.
Kinder lernen so den Umgang mit Geld. Sie lernen eigene Ideen mutig in der Gruppe zu äußern, aber auch anderen zuzuhören und eigene Bedürfnisse zum Wohle der Gemeinschaft zurückzustellen. Sie lernen, Kompromisse auszuhandeln, um für alle die beste Lösung zu finden. „Dies ist heute in einer Individual-Gesellschaft ein weiterer wichtiger Baustein der Demokratiebildung“, macht Frank Wolf deutlich. Dazu zählt ihm zufolge auch die Erfahrung, von Erwachsenen gehört zu werden und schon als kleinerer Mensch etwas bewirken zu können.
Kinderräte werden durch das Bewegungsbaustellen-Projekt in den Verbund-Kitas flächendeckend und auf hohem Niveau eingeführt. Nach Projektablauf können weitere Themen auf diese Weise demokratisch geklärt und entschieden werden.
Projektleitung unterstützt und verbindet
Mit den Fördergeldern wird eine Erzieherin von ihren gewöhnlichen Aufgaben freigestellt, um die Projektleitung zu übernehmen. Sie unterstützt die Kita-Teams, insbesondere die Fachkräfte für Kinderperspektive. Eine solche Fachkraft ist in jeder Verbund-Kita tätig.
Die Projektleitung vernetzt außerdem die Kitas untereinander und übernimmt Eltern- und Öffentlichkeitsarbeit. Die Fachkräfte für Kinderperspektive werden innerhalb des Projekts fortgebildet. „Durch die Zusammenarbeit der Projektleitung und der Fachkräfte für Kinderperspektive stellen wir sicher, dass das Projekt über seine Laufzeit hinauswirkt“, sagt Frank Wolf.
Das Bewegungsbaustellen-Projekt selbst läuft bis Ende 2023. Bis Ende August soll jeder Kinderrat geplant und recherchiert haben, welche Bauteile seine Kita anschafft. Im November sollen alle Materialen geliefert sein. Ihre Ergebnisse werden die Mädchen und Jungen dann nicht nur sehen und nutzen, sondern eröffnen die Bewegungsbaustellen offiziell mit ihren Familien bei einem Fest in der Kita.
Projektablauf in den protestantischen Kitas
Info Zukunftspaket
Das Zukunftspaket für Bewegung, Kultur und Gesundheit ist ein Programm des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Es wird umgesetzt von der Gesellschaft für soziale Unternehmensberatung und der Stiftung SPI. Der Programmteil „Kinder- und Jugendbeteiligung im Zukunftspaket“ wird verantwortet von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung.