Der Verbund Protestantischer Kitas im Protestantischen Kirchenbezirk Ludwigshafen zeigt Verständnis für Eltern, die gegen die unzureichende Kinderbetreuung am 4. Februar in Ludwigshafen auf die Straße gehen. „Die Situation ist für Familien unbefriedigend“, weiß Frank Wolf, der die Gesamtleitung im protestantischen Kita-Verbund innehat. Er bedauert: „Wir können nicht der Betreuungspartner sein, der wir sein wollen.“ Als Gründe für die angespannte Situation nennt er noch nicht umgesetzte Bauvorhaben und vor allem den Personalmangel, der sich durch die aktuellen Krankheitswellen verschärft.
Er und alle Kita-Mitarbeitende kennen die Probleme der Familien, die keinen Platz bekommen oder deren Kinder wegen Personalmangels nach Hause geschickt werden. Frank Wolf spricht von einem beinahe unlösbaren Dilemma, hier eine Auswahl treffen zu müssen.
Forderung: Besseres Image und eine attraktive Ausbildung
Der Kita-Verbund plant derzeit zwei neue Kitas und will fünf bestehende erweitern. Damit kommen allein in den protestantischen Einrichtungen 450 Plätze hinzu. Aber selbst genügend Gebäude können den Notstand nicht entschärfen. „Der Personalmarkt ist leer“, stellt Frank Wolf klar und erläutert: „Der Bedarf an Kita-Plätzen hat sich durch einen Geburtenanstieg erhöht. Gleichzeitig gehen gerade die „Babyboomer“ in Ruhestand.“
Um mehr Interesse an der Arbeit in Kitas zu wecken, brauche der Beruf mehr Ansehen und müssten die Zulassungsvoraussetzungen für die Ausbildung reformiert werden: Junge Menschen müssen ein viermonatiges Praktikum vorweisen, können aber die duale Ausbildung zur pädagogischen Fachkraft nur zum Schuljahresbeginn starten. Dadurch verlieren sie ein ganzes Jahr. „Das ist nicht mehr zeitgemäß“, kritisiert Wolf. Die Ausbildung müsse konkurrenzfähig mit anderen Ausbildungen sein.
Einig ist er mit den Organisatorinnen der Demo, dass auch die pädagogischen Fachkräfte unmittelbar betroffen sind. Sie müssen größere Gruppen betreuen, arbeiten am Limit. Die Fachkräfte sollen die Betreuungszeiten sicherstellen und gleichzeitig den Bildungsauftrag erfüllen – ein Spagat, der die Beschäftigten nicht motiviert. Frank Wolf verdeutlicht: „Die Erzieherinnen und Erzieher möchten Kinder auf deren Bildungsweg begleiten. Aber jetzt erleben sie, dass sie den Mangel verwalten.“
Mehr Verständnis wünscht sich der Gesamtleiter für alle, die den Kita-Betrieb aufrechterhalten. „Personal und Leitungen in den Kitas erleben heftigen Druck von Eltern und der Gesellschaft. Das belastet die Erzieherinnen und Erzieher sehr, denn sie können nichts für die Situation.“
Hintergrund
Drei Mütter rufen am Samstag, 4. Januar, 10 Uhr, zu einer Demonstration mit Kundgebung auf dem Berliner Platz in Ludwigshafen auf. Sie fordern die Verantwortlichen auf, die fehlenden Kita-Plätze zu schaffen.
Der Verbund Protestantischer Kitas im Protestantischen Kirchenbezirk Ludwigshafen betreibt 19 Einrichtungen in Ludwigshafen und eine in Altrip. Damit bietet er rund 1.600 Plätze.
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